Es gibt immer wieder Fälle, in denen wegen eines aktenkundigen Cannabiskonsums eine MPU angeordnet wurde,…
Abstinenz erforderlich oder ist kontrolliertes Trinken möglich?
Die Frage, ob für das Bestehen bei einer Alkohol MPU eine vollständige Abstinenz erforderlich ist oder ob kontrolliertes Trinken in Betracht kommt, ist wohl eine der am meisten gestellten Fragen. Kontrolliertes Trinken bezeichnet ursprünglich ein Trainingsprogramm zur Konsumreduktion von Alkohol. Bei diesem Behandlungskonzept steht die Selbstkontrolle des Verhaltens im Umgang mit Alkohol im Vordergrund und nicht, wie bei den herkömmlichen Behandlungskonzepten in der Suchthilfe, die Abstinenz.
Entwickelt wurde das Konzept vom deutschen Psychologen und Suchtforscher Joachim Körkel, der sich in seinen Schriften von der Abstinenzorientierung in der Suchthilfe abwendet.
Die Beantwortung dieser Frage hängt von vielen verschiedenen Kriterien ab. Eine seriöse Aussage ist immer erst dann möglich, wenn ein konkreter Fall in allen Einzelheiten bekannt ist, insbesondere der Umgang der Person mit Alkohol in der Vergangenheit nachvollziehbar aufgeklärt ist. Immer wieder kommen Klienten zu uns, die vollkommen unwissend sind. Unwissenheit ist sicherlich keine Schande, aber bei der MPU ein ernsthaftes Problem. Es hat keinen Sinn, wenn Sie irgendeinen Arzt, Psychologen, Berater, Juristen oder die Führerscheinstelle fragen, ob Sie bei z. B. 1,8 Promille eine Abstinenz machen müssen, ohne dass detaillierte Informationen über Ihr Leben, Ihren Umgang mit Alkohol, Ihre Trinkmotivation etc. bekannt sind. Vor schnellen Aussagen ohne eine fachlich durchgeführte Diagnose sollte man sich in Acht nehmen.