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Alkohol und die medizinisch-psychologische Untersuchung! 

Viele Menschen geben an, nur „gesellschaftlich“ ab und zu einmal ein Gläschen zu bestimmten Trinksituationen (z.B. Geburtstagen, Empfängen, Weihnachten, Sylvester u.a.) zu trinken. Es handelt sich dann um ein „soziales Trinken“. Dieses soziale Trinken hat nichts mit der Wirkung des Alkohols zu tun. Viele Menschen trinken aber primär wegen der Wirkung des Alkohols, verbinden also eine Funktion (berauscht sein) mit dem Alkoholkonsum. Wenn Menschen vorgeben, nur ab und zu, zu diesen „gesellschaftlichen“ Anlässen 1-2 „Gläschen“ zu trinken, dann müssten sie ja in dem Fall des „Erwischt-Werdens“ durch die Polizei mit 1,0, 1,3, 1,6 oder auch mehr Promille vollkommen betrunken sein. Das sind sie aber in der Regel nicht. Denn Sie konnten ja noch Auto fahren. Also muss eine erhöhte Alkoholgewöhnung vorliegen, die vorher antrainiert worden sein muss. Das kann zur Entspannung sein, um Stress abzubauen und vieles mehr. Und genau darüber sollte man nachdenken.
 
Je weiter der festgestellte Blutalkoholwert (BAK) die 1,3 Promille Grenze überschreitet, desto näher liegt der Verdacht, dass eine fortgeschrittene Alkoholproblematik vorliegt. Oft erklären Personen – ohne eine fachkundige Vorbereitung auf die MPU – in dem MPU Gespräch mit dem Gutachter, dass es sich bei der Alkoholfahrt – z.B. mit 1,8 Promille – um ein einmaliges Ereignis gehandelt habe. Eine solche Antwort führt dann in der Regel schon zu einem negativen Gutachten. Denn die Gutachter gehen davon aus, dass es sich wegen der biologischen Gesetzmäßigkeiten nicht um ein einmaliges Ereignis handeln kann. Alkohol ist ein stark wirksames Zellgift, an das sich der Organismus nur schrittweise gewöhnen kann. Selbst ein Wert von „nur“ 1,0 Promille, setzt bereits eine Alkoholgewöhnung und Toleranzbildung voraus. Gegen die Wirkung des Alkohols auf Nerven und Gehirn kann der Organismus erst nach und nach Kompensationsmöglichkeiten entwickeln. Eine hohe Trinkfestigkeit setzt damit immer ein zeitlich vorheriges mehr oder weniger ausgedehntes „Training“ voraus. Also auch bei dem in unserer Gesellschaft üblichen „geselligen Trinken“ bis zu einem Blutalkoholwert von ca. 1,0 Promille ist eine solche Gewöhnungsphase zwingend vorausgegangen.
 
Das wird aber in unserer Gesellschaft kaum registriert, da die Trinkgewohnheiten und Trinkanlässe so allgegenwärtig sind, dass der biologisch notwendige Gewöhnungsprozess sich in der Regel über Monate bzw. Jahre erstreckt. Der Gewöhnungsprozess erfolgt in kleinen Schritten und vollzieht sich dadurch weitgehend schleichend und unbemerkt. Eine hohe Alkoholgewöhnung / Alkoholtoleranz wird also erst durch einen antrainierten Umgang mit Alkohol erworben. Damit stellt sich die Frage, wie man diese Trinkfestigkeit überhaupt erwerben kann oder auch nicht. Es gibt Menschen, bei denen auch die genetische Veranlagung eine Rolle spielt, so dass diese vielleicht mehr oder weniger vertragen als andere. Manche Menschen reagieren empfindlicher auf Alkohol als andere. Sie fühlen sich schon nach wenigen Schlucken betrunken oder ihnen wird ganz einfach schlecht.
 
Leute, die „mehr vertragen“, neigen oft dazu, ihr Limit zu überschreiten. „Einer geht noch“. Das hört man oft. Viele Menschen glauben, dass Alkohol ihnen nichts anhaben kann. „Trinkfest“, das klingt nach Stärke und Training. Dabei ist Trinkfestigkeit keine Leistung, auf die man stolz sein sollte. Im Gegenteil. Fachleute warnen: Je mehr Alkohol getrunken wird, desto größer ist das Risiko, dass sich der Körper an die Zufuhr von Alkohol gewöhnt – und desto größer ist auch die Gefahr, später abhängig zu werden.
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