Was ist im Zusammenhang mit einer Alkoholaufnahme die Resorptionsphase?
Der Begriff „Resorption“ kommt aus dem Lateinischen „resorbere“ und bedeutet „aufsaugen“. Unter Resorption versteht man damit die Stoffaufnahme in biologischen Systemen, wie z.B. dem menschlichen Körper. Der Resorptionsdefizit bedeutet im Zusammenhang mit der Alkoholaufnahme entsprechend „Alkoholaufnahmeverlust“. Bei schnellem Trinken von großen Mengen wird zum einen ein Teil des Alkohols im Darm gar nicht in den Blutkreislauf übergeleitet, sondern relativ schnell über die Nieren wieder als Urin ausgeschieden (darum gehen Vieltrinker auch oft auf die Toilette). Außerdem wird der Alkohol auch über andere Wege aus dem Körper ausgeschieden, wie z.B. über die Atmung und die Hautoberfläche. Auch vermischt sich der Alkohol im Magen und im Dünndarm mit der aufgenommenen Nahrung und geht hier eine chemische Verbindung ein, die „Verseifung“ genannt wird. Ein bestimmter Anteil des konsumierten Alkohols gelangt also überhaupt nicht in das Gewebe, sondern wird entweder ohne Verstoffwechselung wieder ausgeschieden oder in dem sog. „first-pass-Effekt“ in der Leber noch vor der Verteilung im Körper verstoffwechselt.
Man spricht vom sog. Resorptionsdefizit. Dessen Höhe beträgt je nach Alkoholgehalt des Getränks, Trinkmenge und Trinkgeschwindigkeit sowie Füllzustand des Magens zwischen 10 und 30% oder im Einzelfall auch mehr. Die Resorption beginnt bereits unmittelbar beim Trinken in der Mundschleimhaut, wo schon bis zu knapp 2 % des konsumierten Alkohols über die Zellen aufgenommen werden und ins Blut übergehen können. Maximal weitere 20 % gelangen über die Magenschleimhaut in das Blut und werden von dort aus durch den Körper transportiert und an die Zellen abgegeben bzw. bereits in der Magenschleimhaut verstoffwechselt. Die Hauptmenge des Alkohols geht jedoch erst beim Passieren des Dünndarms in den Kreislauf über. Deshalb dauert es im Regelfall eine Weile (das ist schon nach mehreren Minuten der Fall), bis man die Alkoholwirkungen „im Kopf“ zu spüren beginnt (sog. Anflutung). Der Alkohol ist über die Blutbahn in das Gehirn gelangt und das Zellgift Alkohol entfaltet dort schnell seine Wirkung. Dann ist es allerdings auch schon zu spät, weil sich der Fortgang der Resorption nicht mehr aufhalten lässt, sobald der Alkohol einmal den Magen passiert hat und im Gehirn angekommen ist. Die Wirkung tritt schneller ein, wenn man auf leeren Magen oder nach dem Sport trinkt, zügig trinkt oder krank ist. Auch bestimmte Medikamente können einen Einfluss haben.
Beim sog. Sturztrunk, insbesondere auf leeren Magen, wird der Körper in kurzer Zeit mit einer großen Alkoholmenge „überflutet“, die sehr schnell den Magen passiert und in den Darm gelangt. Dort erfolgt entsprechend der Resorption von Wasser der Übergang des Alkohols aus dem Darmtrakt ins Blut in sehr kurzer Zeit. Dieser sehr steile Anstieg der Blutalkoholkurve und damit die relativ hohe Alkoholkonzentration, die nach Übertritt in den Blutkreislauf zunächst in die Leber gelangt, führt dazu, dass sie in dieser Situation mit ihrer Entgiftungsfunktion vollkommen überlastet ist. Danach gelangt der Alkohol mit dem Blut in den (kleinen) Lungenkreislauf. Unmittelbar nachdem das Blut in der Lunge mit Sauerstoff angereichert wurde, kommt es in den großen Körperkreislauf. Dabei wird rund 1/4 der Blutmenge mit dem darin enthaltenen Alkohol zunächst in den Kopfbereich gepumpt, also auch zum Gehirn. Die Anflutungswirkung ist daher nach einem Sturztrunk sehr viel stärker als nach mäßigem oder über längere Zeit verteiltem Alkoholkonsum. Der Übergang des Alkohols aus dem Verdauungstrakt in den Körper ist spätestens 2 Stunden nach Trinkende abgeschlossen (Resorptionsphase). Bei geringeren Trinkmengen und Konsum niedrigprozentiger alkoholischer Getränke kann von 30 – 90 Minuten ausgegangen werden. Die Resorptionsgeschwindigkeit hängt u. a. sowohl vom Füllzustand des Magens als auch von der Art der Nahrung und gegebenenfalls von psychischen Faktoren ab. Bei leerem Magen steigt der Alkohol deutlich schneller „zu Kopf“, als nach einer ausgiebigen Mahlzeit. Durch fetthaltige Nahrung kann die Resorption zusätzlich verzögert und damit gegebenenfalls in geringem Umfang in ihrem Gesamtausmaß verringert (jedoch nicht verhindert!) werden, weshalb erfahrene Partygänger vor Beginn einer „feucht-fröhlichen“ Veranstaltung z. B. eine Dose Ölsardinen verspeisen, ein Stück frischen Holländer Käse oder ein Gläschen Salatöl trinken. Da gibt es die abenteuerlichsten „Geheimrezepte“.