Wann und für welchen Zeitraum brauche ich für das Bestehen einer MPU bei Cannabis-Konsum einen Abstinenznachweis?
Um diese Frage beurteilen zu können, muss man unter fachlicher Berücksichtigung der Begutachtungsleitlinien zur Kraftfahreignung vom 27. Januar 2014 (Verkehrsblatt S. 110) Fassung vom 17.02.2021 (Verkehrsblatt S. 198), in Kraft getreten am 01.06.2022 mit der Fünfzehnten Verordnung zur Änderung der Fahrerlaubnis-Verordnung (FeV) und anderer straßenverkehrsrechtlicher Vorschriften (Bundesgesetzblatt Teil I Nr. 11 vom 25. März 2022) i. V. m. Satz 1 der Anlage 4 a zu § 11 Abs. 5 FeV und Urteilsbildung in der Fahreignungsbegutachtung – Beurteilungskriterien, 4. Auflage 2022 eine Diagnose machen, die man nicht mal eben so auf die schnelle machen kann.
Hier spielen viele Faktoren eine Rolle, weshalb man sich sehr ausführlich mit einer Person und deren Konsumgewohnheiten beschäftigen muss.
Bei einer MPU wegen Cannabis-Konsum ist es nur in sehr wenigen Einzelfällen möglich, eine MPU ohne einen Abstinenznachweis zu bestehen (Hypothese D 4 – Urteilsbildung in der Fahreignungsbegutachtung – Beurteilungskriterien, 4. Auflage 2022 ). Nach der Hypothese D 4 soll untersucht werden, ob jemand sicher zwischen Cannabiskonsum und Fahren trennen kann, ähnlich wie beim kontrollierten Trinken von Alkohol. In der Praxis kommt diese Hypothese aber nur sehr selten vor, da es schließlich eine Auffälligkeit gibt und dadurch ja praktisch schon die Fähigkeit zwischen Konsum und Fahren zu trennen, widerlegt ist. Dann das Gegenteil in der Begutachtung darzulegen scheitert regelmäßig.
Wird ein Betroffener das erste Mal mit THC erwischt und werden gleichzeitig nur geringe Werte (THC und THC-Carbonsäure) im Blut festgestellt, kann ein Abstinenznachweis von nur 6 Monaten ausreichen (Hypothese D 3).
In allen anderen Fällen oder wenn der THC-Carbonsäure-Wert hoch ist (Hypothesen D 2 + D 1), muss für die MPU der Abstinenznachweis für 12 oder 15 Monate Monate erbracht werden. 12 Monate werden gefordert, wenn eine erfolgreiche Entwöhnungsbehandlung oder Suchttherapie stattgefunden hat. Wurden solche Maßnahmen nicht durchgeführt, sind 15 Monate erforderlich. Es ist also enorm wichtig, dass eine sorgfältige und fachlich nachvollziehbare Diagnose durchgeführt wird.

